Silke Müller, Schulleiterin, Buchtautorin sowie Digitalbotschafterin des Landes Niedersachsen, warnt in der Sendung „Markus Lanz“ vor den Risiken, welche Smartphone & Social Media für Kinder und Jugendliche mit sich bringen.

Der Wurf ins Haifischbecken

In ihrem neu erschienenen Buch „Wir verlieren unsere Kinder: Gewalt, Missbrauch, Rassismus – Der verstörende Alltag im Klassenchat“ schildert Silke Müller unter anderem Erfahrungen aus ihrem Leben als Schulleiterin. Kinder würden durch verrohende Entwicklungen im Netz massiv gefährdet und beeinflusst. Folter, Gewalt, Pornografie, Ekel, Anleitung zum Suizid – all das lässt sich im Netz ganz leicht finden und kursiert bereits auf den Smartphones von Kindern im Alter von 12 Jahren oder jünger.

„Ich will aufrütteln und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass unsere Kinder und Jugendlichen in ihrem Alltag und ihrer Lebenswelt durch die negativen, mehr und mehr verrohenden Entwicklungen im Netz so gefährdet und beeinflusst sind wie nie zuvor. Unsere Kinder entgleiten uns an vielen Stellen.“ (Silke Müller)

Dabei sei immer mehr zu beobachten, dass Kinder und Jugendliche nicht zwangsläufig mit Verängstigung auf solche Bilder reagierten. Bilder bestialischer Tierquälereien, Kriegsverbrechen und sexueller Gewalt: Oft konsumierten sie gedankenlos, leiten teils strafbare Dinge gleichgültig weiter.

Mobbing, Cybergrooming & Co.

Besorgniserregend erscheint vor allem die Tatsache, dass dank des Smartphones alle diese Inhalte rund um die Uhr verfügbar sind. Kindern falle es teilweise sehr schwer zwischen der digitalen und analogen Welt zu unterscheiden. Selbst Fälle von Mobbing würden nicht mehr in der Schule oder auf dem Pausenhof enden, sondern Kinder aufgrund der ständigen Verfügbarkeit bis in ihre Schlafzimmer begleiten.

Vielen Kindern und Jugendlichen sei nicht bewusst, dass es sich beispielweise im Falle von Social Media um „digitale Litfaßsäulen“ handle. Veröffentlichte Texte, Links oder Bilder sind erst einmal geteilt so gut wie jedem zugänglich und für alle sichtbar. Dies bringe weitere Gefahren wie Cybergrooming oder auch Erpressungsmöglichkeiten mit sich. Abgesehen von den dramatischen Auswirkungen auf die Psyche der Betroffenen.

Prävention & Medienkompetenz bei Erwachsenen

Es gehe ihr nicht darum, das Internet zu verteufeln, betonte die Digitalbotschafterin. Präventionsangebote von Schulen zu Gewalt im Netz reichten aber für den Kinderschutz nicht.

„Wir haben tolle Präventionsprogramme, aber sie wirken nicht. Wir brauchen eine gesamtgesellschaftliche Diskussion über Medienethik.“

Stattdessen fordert die Pädagogin von Politikern und Gesetzgebern eine zeitgemäße, an Werten orientierte Medien-Erziehung, konkrete Schutzmaßnahmen und mehr Aufmerksamkeit für das Problem seitens den Eltern. In Sachen Medienkompetenz hätten Kinder und Jugendliche sowohl ihre Eltern als auch Pädagogen längst eingeholt und hier gelte es unter anderem anzusetzen.

Safersurfing möchte Eltern und Pädagogen dabei unterstützen, Kinder und Jugendliche im Internet zu schützen. Obgleich die Hauptverantwortung immer bei den Eltern liegen wird, braucht es jedoch auch ein Umdenken in Gesellschaft und Politik. Was offline nicht erlaubt ist, sollte auch online verboten sein. Mehr Infos zum Thema findest du auf unserer Website und auch hier.

Bildquelle: ©shutterstock/BearFotos

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