Andrea Buhl-Aigner (auch bekannt als Smartphone Coach) steht anhand ihres Blogs sowie im Rahmen von Webinaren und Vorträgen Interessierten tatkräftig zur Seite, wenn es darum geht, Fragen rund um das Thema Mediennutzung zu klären. Safersurfing bat den Smartphone Coach zum Interview.

Safersurfing: Wann wurdest du zum Smartphone Coach und was möchtest du mit deiner Arbeit erreichen?

Andrea Buhl-Aigner (AB): Ich komme ursprünglich aus der Website-Entwicklung und war lange in der Online-Werbung tätig. Ich war gerade dabei, ein Team für digitale Kommunikation für eine große, internationale NGO in Wien aufzubauen. Da wurde mir immer deutlicher bewusst, dass die meisten Menschen Handys und Computer verwenden, ohne genau Bescheid zu wissen. Wie lenken Algorithmen unsere Wege im Netz? Welche Daten werden gesammelt? Wer kann die kaufen? Welche Mechanismen werden angewandt, damit wir etwas lesen, klicken, auswählen, kaufen oder für etwas spenden? Und wie können sie missbraucht werden? Ich war mittendrin in der Kommunikationsbranche, als Smartphones, Tablets und Social Media buchstäblich die Welt erobert haben. Ich kenne die technischen Details.

„Ich war 15 Jahre Teil der Branche, die Menschen dazu bringt, immer mehr Zeit vor den Bildschirmen zu verbringen. Wir leben in sehr herausfordernden Zeiten. Und ich bin der Meinung, dass wir zur Bewältigung von großen Aufgaben eine wache und aktive Gesellschaft benötigen.“ (AB)

Die Entwicklung zeigt aber genau das Gegenteil: Immer mehr Menschen, die immer mehr Stunden auf Bildschirme starren, sich ablenken lassen, täglich stundenlang billige Unterhaltung konsumieren. Aus diesem Grund habe ich Smartphone Coach gegründet: Um Menschen zu aufgeklärten, mündigen Nutzer:innen zu machen und eine Basis für digitales Allgemeinwissen zu schaffen.

Safersurfing: Welche Bereiche und Schwerpunkte deckt deine Arbeit ab?

AB: Ich konzentriere mich auf den Umgang mit smarten Geräten im Alltag. Welchen Platz geben wir Handys, Tablets oder Computerspielen im täglichen Leben? Welche Rolle spielen sie im Familienleben? Da gibt es eine Menge wichtiger Themen, die in jeder Familie auftauchen, sobald smarte Geräte im Haus sind. Man weiß heute schon aus Studien, dass z. B. Smartphones die Kommunikation ganz extrem beeinflussen können. Dann geht es um sichere Geräte und einen begleiteten, geschützten Internetzugang. Den Spagat zu schaffen zwischen großartigen, spannenden, hilfreichen Tools und Spielen, und der extremen Ablenkung und den Gefahren im Netz. Wie Gewaltinhalten, Grooming, Pornografie oder Sucht.

„Psychische Gesundheit und der Einfluss von sozialen Medien ist ein großes Thema. Kinder und Jugendliche in verschiedenen Entwicklungsphasen zu schützen, und sie altersgemäß in der Online-Welt zu begleiten, stellt die meisten Eltern vor scheinbar unlösbare Aufgaben. Dafür biete ich Unterstützung.“ (AB)

Safersurfing: Welche Alters- und Bevölkerungsgruppen wenden sich vorrangig an dich?

AB: Meine Programme sind für Menschen gedacht, die ihre digitale Grundbildung verbessern möchten. Zum Beispiel Eltern oder Personen, die mit Kindern, Jugendlichen oder Familien arbeiten.

„Alle Erwachsenen über 30 haben aus ihrer eigenen Kindheit keine Erfahrungen mit Handys oder intensiver Internetnutzung. Smart Devices gibt es erst seit ca. 15 Jahren.“ (AB)

Sie verwenden zwar selbst seit Jahren Smartphones und Computer, ihnen fehlt aber häufig das Detailwissen. Kinder und Jugendliche wachsen hingegen in einer komplett digitalisierten Welt auf. Den Eltern fällt es schwer, sie kompetent bei allen Fragen und Herausforderungen zu begleiten. Ihnen fehlen Informationen und eigene Erfahrungen für informierte Entscheidungen. Zuhause im Zusammenleben und in der Erziehung. Bei diesen Herausforderungen unterstützen meine Programme.

Safersurfing: Welche Fragen, Zweifel und Schwierigkeiten werden an dich herangetragen?

AB: Die meistgestellte Frage ist sicher: „Wie viel Zeit vor dem Bildschirm ist noch in Ordnung und wann ist es zu viel?“  Dicht gefolgt von: „Wie bringe ich meine Kinder von den Bildschirmen weg?“ Viele Herausforderungen entstehen aus der Situation, dass über einen längeren Zeitraum immer mehr Geräte angeschafft werden. Ohne richtige Regulierung oder ohne Vereinbarungen zu treffen. Und irgendwann läuft es aus dem Ruder.

„Für junge Gehirne sind die Medien extrem anziehend, und in der Bedienung haben die Kinder schnell einen Vorsprung. Die Erwachsenen tun sich als Vorbilder schwer, sind oft selbst starke Nutzer und viel online.“ (AB)

Und so etwas wie Jugendschutz existiert in dem Bereich noch nicht. Wenn den Eltern dann noch das Grundwissen fehlt hinsichtlich Funktionen, Inhalten usw., dann wird die Beurteilung schwierig und sie fühlen sich überfordert.

Safersurfing ruft Eltern und Pädagogen dazu auf, Verantwortung zu übernehmen, sich selbst in Sachen Mediennutzung auf den neuesten Stand zu bringen sowie Kinder und Jugendliche mit ihren Herausforderungen nicht allein zu lassen. Weitere Infos zum Thema findest du auf unserer Website. Teil 2 des Interviews findest du hier.

Bildquelle: ©shutterstock/Josep Suria

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