Andrea Buhl-Aigner (auch bekannt als Smartphone Coach) steht anhand ihres Blogs sowie im Rahmen von Webinaren und Vorträgen Interessierten tatkräftig zur Seite, wenn es darum geht, Fragen rund um das Thema Mediennutzung zu klären. Safersurfing bat den Smartphone Coach zum Interview. Hier folgt Teil 2.
Safersurfing: Wie kann man dich kontaktieren und in welchem Rahmen deine Expertise in Anspruch nehmen?
Andrea Buhl-Aigner (AB): Schreib mir ein E-Mail an [email protected]. Auf meiner Website smartphonecoach.org könnt ihr euch zum E-Mail-Ratgeber anmelden und im Blog viele Tipps und Informationen finden. Ich biete Vorträge, Workshops und Webinare für Elternvereine, Schulen, Firmen, Weiterbildung für Lehrkräfte und Sozialarbeiter:innen. Je nach Interessenslage stelle ich gerne passende Themen zusammen. Zusätzlich wird es bald ein Online-Angebot geben, dass man zeitunabhängig buchen kann.
Safersurfing: Was sind deine Grundsätze in Sachen Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen? Gibt es so etwas wie Faustregeln, die du grundsätzlich vertrittst und teilst?
AB: Meine erste Empfehlung für Erwachsene lautet immer: Sei neugierig und lass dich auf etwas Neues ein. Lern die digitale Welt kennen und verstehen. Schau dir an, was deine Kinder spielen, spiel eine Runde mit, erkundet das Internet gemeinsam. Macht es zu einem Teil eures Familienlebens. Lass nicht zu, dass es nur negativ besetzt ist. Redet darüber. Denn es wird nicht mehr verschwinden. Und wenn du den Anschluss verlierst, verlierst du auch den Zugang zu einem großen und wichtigen Teil des Lebens der jungen Generation. Auf meiner Website findet ihr einen Ratgeber mit 13 Themen für einen entspannteren Umgang mit Handys und Tablets in der Familie.
Die zweite Empfehlung ist:
„Mach einen Schritt zurück, und überleg dir für dich selbst: Was ist mir zuhause, im Zusammenleben, in der Kommunikation, bei gemeinsamen Aktivitäten und im Alltag in der Familie wichtig? Welchen Platz möchte ich den smarten Geräten da geben? Und welchen nicht?“ (AB)
Wo sind die Medien eine Bereicherung, was finde ich gut und möchte ich verstärken? Und wo sind sie eine Belastung, eine starke Ablenkung und welche Entwicklungen finde ich nicht gut, und möchte ich ändern? Für diese Fragen habe ich einen kleinen Leitfaden für Eltern zusammengestellt: „3 Fragen, die du dir stellen solltest, bevor dein Kind das 1. Handy bekommt.“ (die Fragen helfen auch, wenn das Handy schon da ist). Diese Blickweise nimmt den Fokus von den Geräten, so kommt man einfacher in eine konstruktive Denkweise, und merkt, wo man eingreifen kann.
Safersurfing: Wozu rätst du Eltern und Pädagogen? Wo liegen ihre Aufgaben, Verantwortungen, Grenzen?
AB: Bei Eltern merke ich, dass die Aufmerksamkeit ab dem Zeitpunkt beginnt, wenn die Kinder beginnen, Geräte zu benutzen. Aus Studien wissen wir aber: Es beginnt viel früher. Eltern sind ab der Geburt eines Kindes gefordert, sie sind die direkten Vorbilder.
„Die Handynutzung der Eltern wirkt sich auf den Spracherwerb, Stress und Bindung zwischen Eltern und Kleinkindern aus. Ihre eigene Mediennutzung wirkt vom ersten Tag an. Und es ist ihre Verantwortung, Kinder zu schützen, zu unterstützen und zu begleiten. Da gibt es keinen Unterschied zwischen der realen und der digitalen Welt.“ (AB)
Sie müssen sich mit den Geräten vertraut machen, die Inhalte, Spiele und Netzwerke kennenlernen. Das ist eine Menge Information und dafür müssen sie sich auch neue Fähigkeiten aneignen und viel Zeit investieren. Eine große Aufgabe. Ich empfehle: Darauf einlassen und Schritt für Schritt dazulernen. Es ist ein Teil des Lebens geworden, darum kommen wir nicht herum.
Pädagog:innen sehen sich mit mehreren Herausforderungen konfrontiert. Mobiles Internet und tragbare Geräte haben die Jugendkultur in sehr kurzer Zeit komplett verändert. Der unbedachte Umgang mit Fotos, Videos und anderen Inhalten führt im Schulalltag zu Konflikten, die selbst erfahrene Lehrer:innen überraschen und schockieren. In der Gruppe gibt es nochmal andere Dynamiken als in der Familie zuhause. Und Pädagog:innen erleben gleichzeitig die rasende Digitalisierung ihres Arbeitsplatzes, müssen digitale Didaktik lernen und Medienkompetenz ausbauen. Und wir sehen in vielen Schulen, dass gute technische Ausstattung, erforderlicher IT-Support, digitaler Unterricht und kompetente Begleitung der Kinder in digitalen Themen das Schulwesen und die Behörden vor Herausforderungen stellen, denen die bestehenden Systeme noch nicht gewachsen sind. Diese Entwicklungen werden uns sicher noch die nächsten Jahre stark fordern.
„In meinen Vorträgen sehe ich, dass die Verantwortung gerne zwischen Schule und zuhause hin und hergeschoben wird. Ich bin davon überzeugt, dass Eltern und Schulen stark zusammenarbeiten müssen.“ (AB)
Safersurfing ruft Eltern und Pädagogen dazu auf, Verantwortung zu übernehmen, sich selbst in Sachen Mediennutzung auf den neuesten Stand zu bringen sowie Kinder und Jugendliche mit ihren Herausforderungen nicht allein zu lassen. Weitere Infos zum Thema findest du auf unserer Website. Teil 1 des Interviews findest du hier.
Bildquelle: ©goodluz
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