Immer mehr Länder setzen aktuell ein Handyverbot an Schulen um. Kurz vor der Nationalratswahl wird die Diskussion über die Sinnhaftigkeit eines solchen Verbots auch in Österreich Thema.
Österreich & Europa – Schulen im Vergleich
Nach Griechenland, Italien, Spanien, Frankreich und den Niederlanden kommt nun auch in Belgien ein Smartphoneverbot an den Schulen. Ungarn hat ebenso bereits einen Gesetzesentwurf eingereicht. In Österreich entscheidet jede Schule selbst, ob Handys im Unterricht erlaubt sind oder nicht. Ein generelles Verbot gibt es nicht. Im Hinblick auf die bevorstehende Nationalratswahl, wird ein solches aber nun von einzelnen Parteien gefordert.
“Um die Aufmerksamkeit zu erhöhen, sollen Schüler ihre Mobiltelefone während des Unterrichts abgeben.” (Wahlprogramm der FPÖ)
Die ÖVP will laut ihrem Wahlprogramm ein Verbot prüfen lassen. In der Zwischenzeit schickt das Bildungsministerium eine Broschüre an alle Schulen Österreichs aus. Unter dem Titel “Handys in der Schule” gibt das Ministerium darin Empfehlungen zum Umgang mit Smartphones ab:
“Das Handy ist ein Ablenkungsfaktor, daher hat es im Unterricht am Tisch nichts verloren. Flugmodus oder besser ausschalten ist der richtige Weg, um eine Störung des Unterrichts zu verhindern. Was den Unterricht stört, ist der Lehrperson auf Verlangen zu übergeben und darf bis zum Ende der Unterrichtsstunde abgenommen bleiben.” (Folder “Handys in der Schule)
Das Büro von Bildungsminister Martin Polaschek in einem Statement an den Standard:
“Die Entscheidung, ob es ein Handyverbot an einer Schule gibt, wird im Sinne der Schulautonomie vom Schulgemeinschaftsausschuss getroffen. Klar ist: Beim Umgang mit Handys im Unterricht brauchen Schülerinnen und Schüler eine klare Linie, die alle an der Schule mittragen.”
Risiken der Smartphonenutzung bei Kindern
Die Hälfte der Kinder zwischen sechs und 13 Jahren besitzt ein eigenes Handy, bei den Zwölf- bis 19-Jährigen sind es sogar 96 Prozent. In der Schule sollten daher auch “Risiken und Gefahren der Handynutzung” thematisiert werden.
Als mögliche Folgen “problematischer Nutzung” führt das Ministerium unter anderem an:
Smartphoneverbot an Schulen – Pro und Contra
Es stellt sich weiterhin für viele die Frage, ob ein generelles Smartphoneverbot an Schulen Sinn macht bzw. in welchen Schulstufen. Ein generelles Handyverbot in den Schulen lehnt beispielsweise die Initiative saferinternet.at ab. Langfristig sollten Smartphones aber in ein medienpädagogisches Konzept integriert werden. Sinnvoll seien laut den Fachleuten hingegen Verhaltensvereinbarungen: Beispielsweise, dass das Gerät während des Unterrichts unbenutzt auf dem Tisch liegt oder in der Schultasche verstaut wird.
Der klinische Psychologe und Gesundheitspsychologe Oliver Scheibenbogen, Co-Autor des Buches “Always on. Verführung und Gefahr digitaler Medien”, fände hingegen ein Handyverbot an Volksschulen sinnvoll. Er verweist auf die noch bis ins Erwachsenenalter andauernde Gehirnentwicklung für die Regulation von Gefühlen. Das Argument, dass man ja keine Kompetenz mit etwas erlernen könne, ohne Kontakt dazu zu haben, lasse er für Volksschulen nicht gelten, sagt der Experte.
“Kinder können sich den Reizen von Smartphones nicht widersetzen. Man kann ja auch in der Freizeit und mit den Eltern Medienkompetenz erwerben.” (Oliver Scheibenbogen)
Ein großes Problem sei die Verbreitung nicht adäquater sexueller Inhalte und das Cybergrooming. Zwar sei das Handy eine soziale Währung, die Gefahr für Mobbing sei im digitalen Raum aber auch gegeben. Oft hätten Kinder und Jugendliche, die das Handy intensiv nutzen, sogar ADHS-ähnliche Symptome.
Safersurfing würde ein Smartphoneverbot, wie es an zahlreichen Schulen weltweit bereits üblich ist, begrüßen. Auf unserer Website findest du Beiträge zu den Themen Medienkonsum, Smartphonesucht bei Kindern und Onlinepornografie.
Bildquelle: ©Chivalry Creative auf Unsplash
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