„Ich habe aufgehört, Pornos zu schauen, um endlich wieder die Kontrolle und Verantwortung über mein Liebesleben und mein Wohlergehen selbst in die Hand zu nehmen. Und ja, das wirkt sich auch auf das Leben anderer aus.“ Ran Gavrieli* weiß, wovon er spricht. Er kennt beide Seiten: Die Pornosucht und die Prostitution. Jahrelang kümmerte er sich freiwillig um Prostituierte auf Straßen und in Bordellen, nebenbei promovierte er an der Bar-Ilan Universität in Tel Aviv über Sex, Macht und Gender.

Prostitution ist kein Berufswunsch

Ran spricht in gut besuchten Vorlesungen darüber, welche Schäden Pornografie nicht nur für den Einzelnen, sondern für unsere gesamte Kultur anrichtet. „Ich habe aus zwei Gründen mit all dem aufgehört. Erstens: Meine Fantasien bestanden nur noch aus Zorn und Gewalt. Zorn und Gewalt, die anfangs nicht da waren. Das war nicht mehr ihr. Ich musste das beenden. Zweitens: Mir wurde bewusst, dass ich allein durch das Konsumieren von Pornografie dazu beitrug, die Nachfrage nach gefilmter Prostitution zu schaffen. Denn genau das ist Porno: Gefilmte Prostitution. Und niemand hatte als Kind den Berufswunsch Prostitution. Es sind immer Notlagen, die dazu geführt haben.“ Er erkannte, dass er nicht nur unschuldiger Konsument, sondern aktiver Teil der Maschinerie Sexindustrie war, welche den Menschenhandel am Laufen hielt.

Fantasielose verletzende Gewalt

„Bevor ich begonnen hatte, Pornos zu schauen, waren meine Fantasien voll von Sensualität und Gegenseitigkeit. Ich hatte mir immer vorgestellt, was ich wohl sagen würde, wie sie antworten könnte, hatte alles bildlich vor Augen: Orte, Umstände, Gegebenheiten. All das war für mich so wichtig. Und nachdem ich damit begonnen hatte, wöchentlich Pornos zu konsumieren? Ich war von Zorn erfüllt, mein Kopf voll von Frauen, die missbraucht und ausgeliefert waren, dazu gezwungen so zu tun, als würden sie Spaß an diesen teuflischen Spielchen haben. Ich wusste, ich musste damit aufhören. Doch leichter gesagt als getan.“

Es geht um Leben und Tod

„90% aller 12-Jährigen konsumieren regelmäßig Pornos. Das hat sowohl einen Sucht fördernden als auch lähmenden Effekt auf diese Kinder. Sehr häufig werden sie zu Nachahmern von dem, was sie sehen. Es gibt heutzutage so viel sexuellen Missbrauch, der von außen gar nicht mehr wahrgenommen wird, weil er einfach als Teenieliebe unter den Tisch fällt. Pornografie beeinflusst unsere gesamte Mainstream-Gesellschaft: Reality-TV, Werbung, Musikvideos. Die Message an junge Mädchen und Frauen? Um der wahren Liebe wert zu sein, musst du erstmal für sexuelles Verlangen gut sein und herhalten. Und die Definition einer sexuell anziehenden Frau? Der Pornostar!“ Ran schildert, wie es von hier nur mehr ein kleiner Schritt in Richtung Mobbing und noch viel schlimmer sein kann. Als Beispiel sei nur Amanda Todd genannt, eine amerikanische Schülerin, die 2012 nach monatelangem Mobbing aufgrund von Nacktfotos im Netz Selbstmord beging.

All dies zeigt, dass Pornografie viel mehr ist und so viel weiter greift, als uns tagtäglich weisgemacht wird. Pornografie ist nicht Privatsache, sondern gefilmte Prostitution, Menschenhandel für die eine Seite, der Verlust von Realität und Selbstkontrolle für die andere.

Möchtest du genau so wie Ran dem Ganzen ein Ende setzen? Möchtest du dich von all dem befreien? Hier findest du die Kontaktdaten von Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen sowie zahlreiche weitere Zeugnisse von anderen Betroffenen. Wage jetzt deinen ersten Schritt!

 

*Anm. d. Red.: Wir stimmen nicht in allen seinen Ansichten zu weiteren Themen mit Ran Gavrieli überein, wollten aber dennoch seinen Vortrag aus dem Jahr 2013 unseren Lesern zugänglich machen, um das Thema Pornografie auf dieser Grundlage weiter ausführen zu können.

 

 

 

 

 

 

 

 

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