Eine Studie von IT-Sicherheitshersteller ESET zeigt: Cybermobbing ist auf dem Vormarsch und zwar in allen Schulstufen. Wie können Pädagogen, Eltern und Kinder dagegen vorgehen oder – noch besser – vorbeugen?

Cybermobbing – Vom Pausenhof in den Klassenchat

Die Ergebnisse einer von YouGov im Auftrag von ESET durchgeführten repräsentativen Umfrage zeigen: Psychoterror und Schikane über Internet und digitale Medien – kurz Cybermobbing – sind auf dem Vormarsch. Befragt wurden 350 Lehrkräfte an Grund-, Förder-, Haupt- und Realschulen sowie Gymnasium, Regel- und Berufsschulen.

Ildikó Bruhns, Projektleiterin der ESET Initiative Safer Kids Online, erklärt:

„Mobbing an Schulen geschieht nicht nur auf dem Pausenhof, sondern wird über Soziale Medien oder in Klassenchats weitergeführt.“

Und weiter: „An mehr als jeder zweiten Grundschule kam es zu ein bis zwei Vorfällen in den letzten zwölf Monaten, an jeder dritten Grundschule sogar zu drei bis fünf Cybermobbing-Fällen. Die Dunkelziffer wird deutlich höher liegen. Und die Tendenz zeigt leider seit Jahren nach oben“.

Umfrage-Ergebnisse: Anstieg an Grundschulen

Beim Schlagwort Cybermobbing denken die meisten zuerst an Jugendliche und in der Regel sind auch diese am häufigsten betroffen, sowohl als Opfer als auch als Täter. Dies zeigen auch die Ergebnisse der ESET-Studie sehr klar. An mehr als jeder zweiten Schule gibt es digitale Schikane, am meisten bei den 12- bis 15-Jährigen (69%) und 16- bis 18-Jährigen (42%). An jeder zwölften Schule tritt Cybermobbing sogar häufig auf. Besonders hoch ist der Wert an Regelschulen: Hier ist jede fünfte Einrichtung betroffen. Vereinzelte Fälle von Cybermobbing gibt es am meisten an Realschulen (75%), gefolgt von Förderschulen (73%).

Was besonders stark auffällt: Auch Grundschulen sind nicht frei von oder sicher vor Cybermobbing.

„Auch wenn die Grundschulen den niedrigsten Wert von 51 Prozent aufweisen, ist das Ergebnis trotzdem alarmierend, dass die Jüngsten schon digitalen Angriffen ausgesetzt sind.“ (Ildikó Bruhns, ESET Initiative Safer Kids Online)

Beunruhigend ist also vor allem, dass die Grundschulen den zweithöchsten Wert verbuchen und Cybermobbing – wenn auch nur knapp – hier stärker wächst als bei den „Großen“ in Gymnasien und Realschulen.

Prävention steckt in den Kinderschuhen

Ildikó Bruhns appelliert auch an die den Schulen übergeordneten Institutionen:

„Trotz einiger Bemühungen bleibt Cybermobbing ein unterschätztes Thema in Deutschland. Strafrechtlich existiert es nicht einmal als Tatbestand. Ein Gesetz gegen Cybermobbing, mehr Aufklärung und Offensiven an Schulen – Staat und Politik sind hier in der Pflicht, das umzusetzen.“

Fast die Hälfte aller Schulen beobachtet, dass Cybermobbing in den vergangenen Jahren etwas angestiegen ist, vor allem Realschulen sind betroffen (58%). Bei den Ergebnissen fällt auf, dass jedes Kind nicht nur Opfer, sondern auch Täter sein kann. Auch Lehrende sind nicht vor digitaler Schikane geschützt: In Grundschulen gerät mehr als jede zweite Lernende ins Visier von Cybermobbern, jede vierte Lehrerin und jeder fünfte Lehrer ist im Allgemeinen digitaler Schikane ausgesetzt.

Pöbeln auf dem Schulhof oder Mobbing mit technischen Hilfsmitteln – beide Formen treten laut Umfrageergebnissen fast gleich oft auf. Wird ein konkreter Cybermobbing-Vorfall beobachtet, gibt es fast immer Gespräche mit den Betroffenen (88%) und in mehr als jedem zweiten Fall eine Meldung bei der Leitung (64%). Mit Anzeigen wird lediglich in etwas mehr als jedem vierten Fall reagiert und ein Rechtsanwalt so gut wie nie eingeschaltet (5%).

Aufklärungs- und Präventionsarbeit im Unterricht findet zwar statt, doch gerade Grundschulen verbuchen hier den vorletzten Platz unter allen Bildungseinrichtungen.

Tipps – Gesundes Misstrauen ist gefragt

Zusammenfassend liefert ESET noch ein paar Tipps für Kinder und Jugendliche, um Cybermobbing vorzubeugen:

  • Kinder sollten nicht zu viel von sich preisgeben. Adresse, Telefonnummer und freizügige Bilder haben nichts auf Sozialen Medien und generell im Internet zu suchen. Was einmal dort veröffentlicht wurde, lässt sich kaum mehr löschen.

  • Der Nachwuchs sollte Bilder wählen, auf dem er nicht eindeutig erkennbar ist. Bilder von anderen zu veröffentlichen, geht nur mit deren Einverständnis.

  • Kinder müssen verstehen, dass man selbst schnell zum Opfer oder Täter werden kann. Eltern sollten ihnen ein Problembewusstsein schaffen und über Cybermobbing reden.

  • Immer misstrauisch bleiben. Nicht jeder hat Gutes im Internet im Sinn oder erzählt die Wahrheit über sich. Also Augen auf bei der Freundeswahl.

  • Nicht mitmachen! Kinder sollten sich nicht bei Streitereien einspannen lassen, schon gar nicht, wenn man andere fertig machen will. Mobbing-Attacken sollten sofort gemeldet werden, erst recht, wenn man selbst betroffen ist.

Safersurfing ist der Schutz von Kinder und Jugendlichen im Internet ein besonderes Anliegen. Wir möchten aufklären, Eltern und Pädagogen in ihrer Verantwortung unterstützen sowie helfen, Gefahren wie Cybermobbing vorzubeugen. Auf unserer Website findest du viele Beiträge zum Thema, zum Beispiel hier oder auch hier.

Bidlquelle: ©ESET

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