Was machen Smartphones mit unseren Kindern? Silke Müller – Schulleiterin, deutsche Digitalbotschafterin und Bestsellerautorin – teilt ihre Erfahrungen und Meinung im Interview.

Smartphone & Social Media – Auswirkungen auf Kinder

Silke Müller unterrichtet selbst Zehn- bis 16-Jährige und sieht jeden Grund, alarmiert zu sein. Laut eigener Aussage bemerke sie täglich, dass sich die Kinder in ihrem Verhalten verändern, weil sie Konzentrationsstörungen bekommen, weil ihre Sprache verroht, nicht nur im digitalen Raum, sondern auch im persönlichen Umgang miteinander. Die Empathie sinkt.

„Wenn man nichts schönfärben will, muss man tatsächlich sagen: Wir haben die Kinder verloren.“ (Silke Müller, Digitalbotschafterin)

Ein wenig Prävention hier und da reiche schon lange nicht aus. Und obwohl sie selbst an keiner Brennpunktschule unterrichte, sondern vielmehr im ländlichen Umfeld und mit Kindern aus stabilen Elternhäusern, fällt deutlich auf:

„Wir haben seit einigen Jahren viel mehr Kinder in psychotherapeutischer Begleitung, wir haben sehr viel mit Schulabsentismus und Schulangst zu tun, wir haben viel mehr Kinder mit depressiven Störungen, mit Lernschwierigkeiten, mit Störungen in der Persönlichkeitsentwicklung. Ich bin keine Psychologin, aber ich kann feststellen, dass es mit Einzug von TikTok und Co. auf den Smartphones der Kinder eine klar negative Entwicklung gab.“ (Silke Müller, Digitalbotschafterin)

Appell an den Gesetzgeber

Müller ist überzeugt, dass es sich um eine gesellschaftliche Erkrankung handle, mit hohem Suchtfaktor. Diese Tatsache sei in den Köpfen vieler Eltern, aber auch bei Politikern und Pädagogen noch nicht angekommen.

„In Wirklichkeit müsste es einen Riesenknall geben. Im Jugendschutzgesetz müsste verankert werden, dass Eltern ihren Kindern vor dem Alter von 14 Jahren kein Smartphone geben dürfen – gesetzlich verboten, hohe Strafandrohung.“ (Silke Müller, Digitalbotschafterin)

Aus ihrer Sicht passiere jedoch all das nicht, weil die kommerzielle Macht von Hardware-, Software und Netzbetreibern so groß ist. Wir hätten die Kontrolle längst abgegeben.

Eltern & Erziehung – Verantwortung übernehmen

Die Verantwortung liege noch vor dem Gesetzgeber bei den Eltern der Kinder und Jugendlichen. Jene Erziehungsberechtigten, die mit Silke Müller ins Gespräch kämen oder zu ihren Elternabenden kämen, seien jedoch in der Regel die Eltern, die sich ohnehin bereits kümmerten.

„Der weitaus größere Teil sagt: Was interessiert mich das? Das hat übrigens nichts mit Bildungsschicht oder Nichtbildungsschicht zu tun. Viele Eltern sind einfach nicht bereit, sich in der Erziehung anstrengen zu müssen. “ (Silke Müller, Digitalbotschafterin)

Safersurfing appelliert ebenfalls an die Eigenverantwortung der Eltern sowie an den Gesetzgeber, Kinder und Jugendliche in Sachen Smartphone-Nutzung nicht alleine zu lassen, sondern endlich aktiv zu werden. Auf unserer Website findest du weitere Beiträge zu den Themen Social Media, Cybermobbing & Co. Tipps dazu, wie du mit deinem Kind bezüglich Onlinepornografie ins Gespräch kommen kannst, findest du hier:

Bildquelle: ©Gaelle Marcel auf Unsplash

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