Lange galt Dänemark als Vorzeigemodell in Sachen Digitalisierung an Schulen. Andere Länder – Deutschland nicht ausgenommen – lagen weit zurück. Doch nun zeigen sich die Schattenseiten von Tablet-Klassen & Co. und Dänemark legt den Rückwärtsgang ein.
Dänemark – Schulen hochgradig digitalisiert
Das skandinavische Land setzte früh auf die Digitalisierung der Schulen. Lernen mit Smartphones, iPads und Laptop war längst Standardprogramm. Spätestens mit der Coronapandemie wurde deutlich, dass insbesondere auch Deutschlands Bildungssystem bei der Digitalisierung Aufholbedarf hat. Viele Länder blickten deshalb lange bewundernd nach Dänemark.
Doch jetzt scheint ausgerechnet Dänemark an eine Kehrtwende zu denken und die Schulzeit an digitalen Geräten deutlich einschränken zu wollen.
Konterrevolution – Bildungsminister für Umdenken
Größter Vertreter der Idee ist aktuell der dänische Kinder- und Bildungsminister Mattias Tesfaye. In diesem Zusammenhang ist sogar von einer „Konterrevolution“ die Rede. Laut Tesfaye sei man begeistert und naiv an die Digitalisierung herangegangen, diesen bisherigen Kurs kritisiert er nun scharf.
„Unsere Kinder sollten keine Versuchskaninchen in einem digitalen Experiment sein, dessen Ausmaß und Folgen wir nicht absehen können. Statt auf Bücher zu setzen, haben wir Kindern bei der Einschulung iPads in die Hand gedrückt. Wir schulden dieser Generation eine große Entschuldigung. (Mattias Tesfaye, dänischer Kinder- und Bildungsminister)
Bildschirmzeit schadet der Konzentration
Mehrere Studien der vergangenen Jahre untermauern die Haltung des Ministers. Die PISA-Studie von 2022 zeigt, dass die Lese- und Mathematikkenntnisse der Schülerinnen und Schüler stark gesunken sind und unter dem Niveau der Jahrtausendwende liegen. Eine Literaturstudie des Nationalen Instituts für öffentliche Gesundheit, veröffentlicht im Januar dieses Jahres, ergab, dass Kinder und Jugendliche, die viel Zeit mit Smartphones, Spielen, Filmen oder sozialen Medien verbringen, Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren.
Dänische Schüler verbringen weltweit die meiste Zeit vor dem Bildschirm, fast doppelt so viel wie der OECD-Durchschnitt: Im Durchschnitt 3,8 Stunden pro Tag allein in der Schule.
Neue Richtung? Dänemark wählt den Mittelweg
Mit einem „Vorsorgeprinzip“ und neuen Empfehlungen will die Regierung die Bildschirmzeit von Kindern reduzieren. Die dänische Bildungs- und Qualitätsagentur erarbeitete zwölf Empfehlungen für die Bildschirmnutzung in Grundschulen und Freizeiteinrichtungen.
Zu den Empfehlungen gehören die Einrichtung einer handyfreien Schule, das Sperren nicht relevanter Internetseiten oder das Wegschließen von Handys und Tablets, wenn sie nicht benötigt werden. Bildschirme sollen nur dann eingesetzt werden, wenn sie didaktisch und pädagogisch sinnvoll sind. Stattdessen soll mehr Raum für analoges Lernen geschaffen werden.
Verbindliche Regelungen von staatlicher Seite soll es aber vorerst nicht geben – anders als etwa in Schweden, wo die Regierung die Schulen fast komplett handyfrei machen will.
Safersurfing begrüßt die Haltung von Dänemarks Bildungsminister Tesfaye, in Sachen Digitalisierung noch einmal zurückzublicken und gegebenenfalls neue Wege einzuschlagen. Auf unserer Website findest du viele weitere Beiträge zu den Themen Medienkompetenz, Kinder- und Jugendschutz sowie Risiken im Netz.
Bildquelle: ©Compare Fibre auf Unsplash
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