In einer repräsentativen Studie haben Kommunikationswissenschaftler der Universität Hohenheim und Münster, Kinder und Jugendliche zu ihrem Erstkontakt mit Pornografie befragt. Die Ergebnisse wurden im Oktober 2017 veröffentlicht.
50 % der 1048 teilnehmenden Kinder und Jugendlichen gaben an, Hardcore Pornografie gesehen zu haben. Bei den 14- bis 15-Jährigen, der jüngsten Altersgruppe der Befragung, sind es bereits ein Drittel. Insgesamt finden die Hälfte der Erstkontakte mit pornografischen Bildern und Filmen zufällig statt. Hierbei lassen sich geschlechtsspezifische Differenzen ausmachen. 60 % der Mädchen geben an, dass sie ungewollt mit Pornografie in Berührung gekommen seien. Bei den Jungen sind es hingegen nur 37 %. Im Anschluss an den ersten Kontakt konsumieren Jungen überdies wesentlich häufiger als Mädchen erneut Internetpornografie.
Der Zeitpunkt des Erstkontakts findet laut der Studie immer früher statt. Während hierbei das Durchschnittsalter bei der Gesamtgruppe (14- bis 20-Jährige) bei etwa 14,2 Jahren liegt, sahen die 14- bis 15-Jährigen bereits im Alter von 12,7 Jahren erstmalig Hardcore Pornografie.
Erstkontakt mit Pornografie findet häufig zu Hause statt
Die Studie untersuchte darüber hinaus auch die Umstände, in denen sich der Erstkontakt mit Pornografie abspielt. Die allermeisten Kinder und Jugendlichen befinden sich zu diesem Zeitpunkt zu Hause. 40 % sind dabei nicht allein, sondern sehen die pornografischen Darstellungen gemeinsam mit Freunden. Bei den 14- bis 15-Jährigen sind es sogar 60 %. Kaum ein Jugendlicher bespricht seinen Erstkontakt anschließend mit seinen Eltern. Nur 4 % suchen das Gespräch mit einem Elternteil oder Lehrer.
Die Ergebnisse der Studie lassen darauf schließen, so Prof. Dr. Thorsten Quandt (Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster), „dass Kinder und Jugendliche mit etwas konfrontiert werden, was sie weder sehen wollen noch richtig verstehen. Da die Mediennutzung oft heimlich passiert, müssen Kinder und Jugendliche mit der Verarbeitung dieser Inhalte allein und ohne elterliche oder schulische Einflussnahme zurechtkommen.“
Dass Eltern oder Lehrer in den allermeisten Fällen nicht miteinbezogen werden, hält er für besonders problematisch. Ohne sie fehle den Kindern und Jugendlichen die nötige Orientierung. Die Umfrageergebnisse zeigen, so Prof. Dr. Thorsten Quandt, dass es sich bei der Internetpornografie „nicht um ein randständiges Mediennutzungsphänomen handelt. Es ist vielmehr eine weit verbreitete Form der jugendlichen Mediennutzung.“
Hier findest du hilfreiche Tipps, die dir dabei helfen, dein Kind vor kinder- und jugendgefährdenden Inhalten im Internet zu schützen. Informiere dich auch über die Folgen von Pornografiekonsum.
Bildquelle: ©varunkul01/Pixabay.com
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