Das ZDF sendete kürzlich einen umfassenden Fernsehbericht zum Thema Pornografie. Unter dem Titel „Milliardengeschäft Porno – Gefahr aus dem Internet“ macht die Dokumentation auf die unschöne Realität hinter den Kulissen der Pornobranche aufmerksam.

Risikoberuf Pornodarsteller

Pornodarsteller seien einem größeren Risiko ausgesetzt, früher zu sterben, als andere Menschen, so Jan Villarubia. Erst im vergangenen Jahr gab es in den USA eine Serie von Todesfällen unter Pornostars. Häufige Todesursachen waren hierbei: Drogenüberdosis, Suizid und Depressionen. Villarubia war selbst mehrere Jahre in der Pornobranche tätig und trägt heute ein Tattoo, das an die Todesopfer der Pornoindustrie erinnert. Zwischen 2000 und 2010 soll es mindestens 32 Drogentote in der Branche gegeben haben. Alkohol und Drogen gehören in der Pornoindustrie zur Normalität, so eine ehemalige Pornodarstellerin.

Gewaltproblem der Pornobranche

Ein Problem der Branche sei, so Villaruba weiter, dass durch die Verbreitung kostenloser Porno-Clips, der Konkurrenzdruck erheblich angestiegen ist. Gleichzeitig werden die Löhne immer geringer. Man müsse immer extremere Dinge machen, um mithalten zu können. Sie habe gegen Ende sogar Sexszenen mit bis zu 25 Männern gedreht: „Wir alle hassen unseren Job, aber werden dafür bezahlt.“

Auch die ehemalige Darstellerin Nora, spricht von extrem belastenden Arbeitsbedingungen in der Pornobranche. Je mehr Gewalt, sagt sie, umso besser verkaufe sich der Pornoclip*. Während eines Drehs erlitt Nora sogar ernsthafte Verletzungen, obwohl sie bereits zuvor darauf hinwiesen hatte, dass sie starke Schmerzen habe. Regisseur und Darsteller hätten trotzdem weitergemacht. So etwas passiere häufig. Es komme auch immer wieder vor, dass man beim Dreh zu bestimmten Sexualpraktiken gezwungen werde. Aktive Darstellerinnen halten sich mit Kritik jedoch zurück. Dies läge daran, so die ehemalige Pornodarstellerin, dass man oft Verschwiegenheitsklauseln unterschreiben müsse. Bei einem Verstoß drohen hohe Geldstrafen.

Pornos und das liebe Geld

Dazu kommt die ständige Angst vor Geschlechtskrankheiten, so Villaruba. Fast immer werde ohne Kondom gedreht. Nachdem ein HIV-Ansteckungsfall aus der Pornobranche bekannt wurde, kam es vor einigen Jahren in Kalifornien kurzzeitig zur Einführung einer Kondompflicht. Diese wurde dann aber kurze Zeit später wieder aufgehoben. In Kalifornien ansässige Pornostudios drohten damit, in andere Bundesstaaten abzuwandern. Für die kalifornische Steuerbehörde hätte dies einen schweren finanziellen Verlust in Milliardenhöhe bedeutet.

Die Pornobranche ist ein Milliardengeschäft. Kritiker gehen davon aus, dass es verschiedenste finanzielle Interessen gibt, die ein konsequenteres Vorgehen im Bereich des Schutzes von Darstellern sowie die politische Umsetzung von effektiven Maßnahmen für den Kinder- und Jugendschutz im Internet verhindern. Auch Wissenschaftler, so der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Dr. Bert te Wildt, stellten sich immer wieder in den Dienst der Pornobranche, indem problematische Folgen des Pornokonsums verharmlost würden. In Teil 1 des Berichts über die ZDF Dokumentation findest du noch mehr Informationen darüber, was es mit diesen problematischen Folgen auf sich hat. Die Doku ist noch bis zum 13.04.2020 in der ZDF-Mediathek abrufbar.

Safersurfing hat sich den Kinder- und Jugendschutz im Internet sowie die Hilfe bei Pornografieabhängigkeit zu Hauptanliegen gemacht. Hier findest du einen weiteren Beitrag über die harte Realität der Pornobranche.

 

* Eine Studie aus dem Jahr 2010 bestätigt dies. Ca. 90% der zu der Zeit beliebtesten Pornoclips enthielten physische Gewalt.

 

Bildquelle: ©Dimitry Schemelev/unsplash.com

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