Hirnverschmutzung, so bezeichnet es Maria Hernández-Mora, ausgebildete Sexualtherapeutin, wenn Kinder und Jugendliche mit Pornografie in Kontakt kommen. Wir haben sie bei einer Konferenz im EU-Parlament im November getroffen.

Maria Hernández-Mora ist klinische Psychologin und Psychotherapeutin in Paris. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich nicht nur in der Praxis, sondern auch auf wissenschaftlicher Ebene mit den Auswirkungen von Pornografie auf Kinder und Jugendliche. Mit klaren Worten kommuniziert sie das Fazit ihrer Studien und Erfahrungen:

Der Konsum von Pornografie wirkt sich auf junge Gehirne aus und verändert die Art und Weise, wie man die Beziehungen zu sich selbst, zu anderen und zur Sexualität leben kann.

Maria Hernández-Mora, Declic - Sortir de la Pornosphère

Auswirkungen

95 % meiner Patienten begannen vor dem 12. Lebensjahr, Pornografie zu konsumieren. Jeder von ihnen erinnert sich an die ersten Bilder.

Maria Hernández-Mora, Declic - Sortir de la Pornosphère

Oft noch vor der Geschlechtsreife werden junge Menschen durch Pornografie mit einem Bild von Sexualität konfrontiert, das nicht der Realität entspricht. Anders, als Erwachsene, haben Jugendliche oft aufgrund von mangelnder Aufklärung und ohne eigene sexuelle Erfahrung zu wenig Referenzpunkte, um das Gesehene einschätzen zu können. Mit nur wenigen Klicks gelangen Kinder viel zu früh und meist ungewollt zu pornografischen Inhalten. Danach können sie diese Bilder und Einflüsse nicht mehr einfach aus ihrem Gedächtnis löschen.

Inwiefern kann diese „Hirnverschmutzung“ das Bild von sich selbst oder anderen sowie ihre Beziehungen negativ beeinflussen?

Pornografie ist zum großen Teil durchzogen von Gewalt, Rollenklischees, Gesundheitsrisiken, Manipulation und Fiktion. Wichtige Elemente einer erfüllenden Sexualität, wie Intimität, Vertrauen, Zuneigung, Respekt und Einverständnis, fehlen dabei häufig. Diese unausgewogene Darstellung von Sexualität begegnet dem jugendlichen Gehirn in einer sehr prägenden Phase. Es entstehen womöglich unbewusst Referenzpunkte für spätere Sexualpartner und reale Beziehungen.

Raus aus der Pornosphäre

Maria Hernandez-Mora gründete vor einigen Jahren gemeinsam mit der Sexualpädagogin Anne-Sixtine Pérardel die Organisation Declic – Sortir de la Pornosphère (Namensbedeutung: Klick – Raus aus der Pornosphäre). Sie wollen Tabus aufheben sowie die sexuelle und zwischenmenschliche Gesundheit bewahren und fördern. Ausgehend von klinischen Erkenntnissen sowie wissenschaftlichen und soziologischen Daten über die Risiken von Pornografie, informieren, behandeln und schulen sie in Schülerinterventionen, Gesprächen mit Eltern und Erziehern. Sie intervenieren in der Ausbildung von Gesundheitsfachkräften und beraten auch Einzelpersonen oder Unterstützergruppen.

Safersurfing möchte Menschen unterstützen, die beschlossen haben, die im Text erwähnte „Pornosphäre“ zu verlassen sowie Eltern und Pädagogen zuverlässig in Sachen Kinder- und Jugendschutz im Internet informieren. Auf unserer Website findest du Beiträge zu beiden Themen, einen hilfreichen Elternratgeber sowie zahlreiche Bücher in unserem Shop.

Bildquelle: ©https://assodeclic.com/

Zitate aus der Intervention von Maria-Hernàndez-Mora im EU-Parlament am 8.11.2022, übersetzt aus dem Englischen.

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