Psychologe Fritz Weilharter ist überzeugt: Kinder ohne Smartphone werden in Zukunft eine neue Elite bilden. In einem Interview erklärt er, warum er auf Entwicklungsförderung, das Aushalten gesunder Langeweile und eigene Smartphones ab frühestens 12 Jahren setzt.
Die Zukunft: Entwicklungsförderung vor Digitalisierung
Weilharter, Professor für Sportpsychologie in Berlin, ehemaliger Lehrer und selbst vierfacher Vater, plädiert in seinem Buch „Die neue Elite – Warum Kindern ohne Smartphone die Zukunft gehört“ (edition a) dafür, Kinder möglichst lange von Bildschirmen fernzuhalten. Eines seiner Argumente lautet:
„Jene Kinder, die wenig bis gar keine Bildschirme zur Verfügung hatten, haben Fähigkeiten und Kompetenzen weiterentwickelt, für die sie als kleine Kinder gebrannt haben und für die sie ein hohes Level entwickeln konnten. Da sieht man einen deutlichen Unterschied zu jenen, die ihre Langeweile mit Handys abtöten.“
Er habe selbst zwei jugendliche Kinder und kenne sowohl den Gruppendruck von außen als auch das Insistieren der Kinder selbst.
„Nachgeben ist einfach – man muss stark sein und Nein sagen. Was Eltern brauchen, ist Stärke und das Wissen darüber, dass ich mein Kind mag und ihm liebevoll sage: ‚Das ist jetzt bei uns so.‘ Das halten sie aus. Wir haben immer die Zeit begrenzt – beim Essen das Handy immer weggegeben, wir haben handyfreie Tage gemacht und Urlaub auf einer Hütte ohne Strom, denn wenn’s keinen Strom gibt, gibt’s auch kein Handy. Es lohnt sich, Nein zu sagen und das ist ein Reibungsprozess, der gerade in der Pubertät auch wichtig ist. Das muss man aushalten, das ist Teil der Elternschaft.“
Eltern sein – Vorbild sein
Eltern müssten sich damit beschäftigen, wie sie selbst mit Bildschirmen und Medien umgingen, da Kinder nun mal nachahmen und sich an ihren Eltern orientieren. Die Bindung der Mutter und des Vaters zu dem Kind sei ein Erfolgsgarant für ein gutes Leben, vor allem in den ersten Jahren.
Die Alarmglocken sollten spätestens dann läuten, wenn Kinder beginnen, nicht mehr hinauszugehen oder Freunde zu treffen. Wenn sie das, was sie früher gerne gemacht haben – etwa Musizieren, Sport, Basteln –, nicht mehr tun und ihre Zeit digital verbringen.
„Ich hatte einen Fall, wo ein Fünfjähriger beim Essen Schreianfälle bekam, weil er das Tablet nicht haben durfte. Dann ist es schon fünf nach zwölf.“
Smartphones seien grundsätzlich Arbeitsinstrumente, so Weilharter, und dafür seien sie ein Gewinn. Aber ein Kind sei nun mal einfach noch nicht psychisch reif, um eigenverantwortlich damit umzugehen. Er fügt hinzu: „Wenn ab 2022 Gaming als eigenes Krankheitsbild anerkannt wird, dann muss man Rahmenbedingungen setzen, die dem entgegenwirken.“
Safersurfing teilt die Meinung zahlreicher namhafter Psychologen, dass Kinder frühestens mit 12 oder 14 Jahren ein eigenes Smartphone benötigen oder sinnvoll einsetzen würden. Wir sind außerdem der Überzeugung, dass insbesondere in dieser Sache, Eltern die Verantwortung für ihre Kinder tragen und Vorbild sein sollten. Auf unserer Website findest du weitere Infos und Beiträge zu diesem und ähnlichen Themen!
Bildquelle: ©Annie Spratt on Unsplash
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