Immer häufiger ist die Rede von sogenannten feministischen Pornos. Was hat es damit auf sich und worin unterscheiden sich diese tatsächlich vom Mainstream?

Männer-Geheimclub vs. feministisch aufgeklärtes Weltbild?

“If you are somebody’s sister, wife, or mother-in-law and picked us up by mistake, please pass us along to the man in your life and get back to the Ladies’ Home Companion”

Dies kündigte Hugh Hefner in der ersten Ausgabe seines Magazins „Playboy“, die 1953 veröffentlicht wurde (Johnson, 2003), an. Hefner war weder der erste noch der letzte, der erklärte, dass Pornografie der exklusive „Geheimclub“ eines Mannes sei. Doch in den letzten zwei Jahrzehnten hat sich der Wind gedreht. Heute sind Frauen sowohl Konsumentinnen als auch Produzentinnen von Pornos. Die Pornoindustrie hat hier einen großen, unerschlossenen Markt gewittert und eröffnet Frauen ein immer größer werdendes Angebot. Aber wie passt ein feministisch aufgeklärtes Weltbild (in dem Männer und Frauen gleichgestellt sind), mit jenem Frauenbild zusammen, das in Pornos gezeigt wird? Und gibt es so etwas wie feministischen Porno überhaupt?

Feministisch, alternativ und von Frauen produziert – Alles gut?

Einige behaupten, dass es Arten von Pornografie gibt, die keine Erniedrigung, Entmenschlichung oder Gewalt gegen Frauen enthalten und unter guten arbeitsrechtlichen Bedingungen produziert werden. Das mag für einen sehr kleinen Prozentanteil der heutigen Pornofilme sogar stimmen. Ob dieser Prozentanteil allerdings in der Mainstreampornografie überhaupt zu finden ist, gilt zu bezweifeln. Die sogenannte „Feministische Pornografie“ wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Nischenbereich bleiben. Unter anderem deshalb, weil Pornos mit „feministischen“ Inhalten nicht gratis zur Verfügung stehen. Was diese wiederum für (insbesondere junge) KosumentInnen praktisch unzugänglich macht. Der frei zugängliche Markt ist hier schon längst zur Norm geworden.

Darüber hinaus gibt es keine greifbaren empirischen Beweise dafür, dass sogenannte feministische, alternative oder von Frauen produzierte Pornografie unter besseren, sichereren oder nicht nötigenden Umständen gemacht wird. Hierzu sagt eine Pornoproduzentin folgendes:

„Man könnte einen Porno machen, in dem ein Mädchen gewürgt, geschlagen und angespuckt wird, der Typ nennt sie eine dreckige Schlampe und so weiter, und das ist ok, das kann immer noch feministisch sein, solange jeder dort die Kontrolle über das hat, was er tut“.

Dass Pornografie und sexualisierte Gewalt nachweislich zusammenhängen, wird hier unserer Meinung nach gekonnt ignoriert. Außerdem darf man nicht vergessen, dass sich eine Person am Pornoset immer einer immensen Verwundbarkeit aussetzt, selbst wenn der Porno augenscheinlich „fair“ oder „feministisch“ produziert wird.

Die Frage nach der Nachfrage

Es ist bezeichnend, dass laut Forschung, weiblich produzierte Pornografie genauso viele erniedrigende und aggressive Handlungen gegenüber Frauen zeigt, wie die von Männern hergestellten Filme. Der Grund dafür ist, dass die Märkte die Nachfrage bedienen. Und das ist es, was die überwiegende Mehrheit der erwachsenen männlichen Zuschauer sehen will. Die Soziologin Gail Dines, eine radikale Feministin und führende Wissenschaftlerin im Bereich der Pornografie, sagt, dass die erste Regel des Feminismus wie folgt lautet:

„You do not harm woman, you do not profit from them, you do not monetize them, you do not buy or sell them!“

Safersurfing setzt sich für den Schutz sowie die Rechte von Kindern, Frauen und Männern ein und möchte auch den Bereich der Nachfrage nach Pornografie beleuchten. Noch mehr Fakten zum Thema Pornografie findest du auf unserer Website.

 

 

Quellen:

Sun, C., Bridges, A., Wosnitzer, R., Sharrer, E., and R. Liberman. (2008). “A Comparison of Male and Female Directors in Popular Pornography: What Happens When Women are at the Helm?” Psychology of Women Quarterly, 32:312-325.

Kendall, C. (2004). Gay male pornography: an issue of sex discrimination. Vancouver: UBC Press.

Waltman, M. (2017). ”Appraising the Impact of Toward a Feminist Theory of the State: Consciousness-Raising, Hierarchy Theory, and Substantive Equality Laws.” Law & Inequality: A Journal of Theory and Practice, 35(2): 353- 391.

Whisnant, R. (2015). ”Not Your Father ’s Playboy, Not Your Mother ’ s Feminist Movement: Feminism in a Porn Culture” in Freedom Fallacy: The Limits to Liberal Feminism, (eds.) Miranda Kiraly and Meagan Tyler. Connor Court Publishing: Australia.

 

Bildnachweis: © Yanapi Senaud / Unsplash

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