Eine neue Leitlinie, die unter Beteiligung der Universität Witten/Herdecke entstanden ist, gibt Tipps für einen optimalen Umgang mit Bildschirmmedien im Alltag.

Praktische Tipps & präventiver Charakter

Wie lange darf mein Kind fernsehen, vor dem Computer sitzen oder mit dem Smartphone spielen? Diese und ähnliche Fragen stellen sich Familien im Alltag häufig. Um Orientierung im Umgang mit Bildschirmmedien zu bieten, haben die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) und die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nun eine neue Leitlinie veröffentlicht. Insgesamt umfasst die Leitlinie 55 verhaltenspräventive Empfehlungen zur Nutzung von Bildschirmmedien. Darüber hinaus beschreibt sie Möglichkeiten, wie Eltern und Ärzt:innen mit übermäßiger Nutzung  umgehen können, und geht auf präventive Maßnahmen in Zeiten von digitalem Fernunterricht ein.

Für Kinder und Jugendliche gilt im Allgemeinen: Je weniger Bildschirmzeit, desto besser. Viele Kinder merken nicht, wie viel Zeit sie an den Geräten verbringen. Daher empfehlen Experten beispielsweise für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren, während der Bildschirmnutzung eine Sand- oder Stoppuhr laufen zu lassen. Alternativ trägt die Begrenzung der Nutzung auf einzelne Tage dazu bei, Gewohnheiten zu vermeiden. Bei älteren Kindern, die bereits eigene Konsolen besitzen, kann es hilfreich sein, die Geräte nach dem Spielen im Schrank aufzubewahren – getreu dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn.

Altersgemäße Empfehlungen & Vorbildcharakter

Eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:

  • Kinder unter 3 Jahren sollten von jeglicher passiven und aktiven Nutzung von Bildschirmmedien ferngehalten werden.

  • Falls Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren an die Nutzung von Bildschirmmedien herangeführt werden sollen, höchstens 30 Minuten an einzelnen Tagen und nicht
    ohne Anwesenheit der Eltern.

  • Kindern im Alter von 6 bis 9 Jahren sollten Bildschirmmedien höchstens 30 bis 45 Minuten an einzelnen Tagen nutzen.

  • Kindern unter 9 Jahren keine eigene Spielkonsole zugänglich machen.

  • Bildschirmmedien nicht zur Belohnung, Bestrafung oder Beruhigung einsetzen.

  • Während des Essens, insbesondere der gemeinsamen Mahlzeiten, keine Bildschirmmedien nutzen und bei der Nutzung von Bildschirmmedien nicht essen.

  • Darauf achten, sich für die digitalen Aktivitäten des Kindes zu interessieren und diese kritisch zu begleiten.

  • Die Gefahr einer problematischen Nutzung von Onlinemedien beachten (einschließlich evtl. Suchtentwicklung), die Bildschirmnutzung Heranwachsender regelmäßig, gegebenenfalls gemeinsam, reflektieren sowie im Zweifel anerkannte Tests nutzen und im Bedarfsfall professionelle Hilfe suchen.

  • Eltern und Geschwistern müssen sich ihrer eigenen Vorbildfunktion für die aktive und passive Bildschirmnutzung bewusst sein.

  • In Gegenwart von Kindern bzw. jüngeren Familienmitgliedern auf die Nutzung von Bildschirmmedien verzichten.

  • Eltern und Pädagogen sollen informiert und unterstützt werden, auf digitalen Fernunterricht wann immer möglich zu verzichten.

Präventionsmaßnahmen in Sachen Bildschirmzeit

Die Leitlinie AWMF S2k richtet sich an Familien sowie an Mediziner, Ärzte und Psychiater, die Kinder und Jugendliche behandeln. Prof. Dr. David Martin, Inhaber des Lehrstuhls für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin an der UW/H spricht den Faktor Prävention an:

„Obwohl inzwischen viele gesundheitliche Risiken des übermäßigen Medienkonsums bei Kindern bekannt sind, wird noch viel zu wenig über Präventionsmaßnahmen gesprochen – sowohl in der Gesellschaft als auch in der Medizin. Wenn wir diesem Konsum in Kindheit und Jugend vorbeugen, können wir einen wichtigen Beitrag für eine gesunde seelische, geistige und körperliche Entwicklung leisten.“ (Prof. Dr. David Martin)

Safersurfing begrüßt die neue Leitlinie zur Bildschirmnutzung für Kinder und Jugendliche. Auf unserer Website findest du viele weitere hilfreiche Beiträge zum Thema.

Bildquelle: ©shutterstock/Twin Design

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