Ist das Fernbleiben vom Sexualkundeunterricht strafbar?

Vor einigen Wochen erfuhren wir von einem Vorfall aus Vorarlberg, der Besorgnis erregt. Eine Mutter habe bei der Direktorin der Volksschule ihres Kindes erwähnt, dass sie dieses vom Sexualkundeunterricht befreien lassen wolle, da sie die derzeitige Unterrichtsform und –inhalte nicht teile. Die Direktorin erteilte dafür jedoch nicht ihre Erlaubnis, mit der Begründung, dass es sich um Regelunterricht handle. Aufklärung sei Pflicht. In der Folge blieb das Kind daher unentschuldigt von der Stunde fern.

Staat verpflichtet zur Aufklärung

Dieses „unentschuldigte Versäumnis“ wurde umgehend an den Landesschulrat weitergeleitet, die Bezirkshauptmannschaft erteilte daraufhin eine Strafverfügung. Ein Rechtsanwalt der Familie erhob jedoch Einspruch und das Verfahren wurde in diesem Fall eingestellt.

Weit weniger glimpflich endeten ähnliche Vorkommnisse allerdings in Deutschland, wo es in vereinzelten Fällen bereits zu Geldstrafen und sogar Zwangshaft kam. Österreich scheint hiervon noch einen Schritt entfernt zu sein, dennoch zeigt der Fall aus Vorarlberg, in welche Richtung es gehen könnte. Solche und ähnlich Vorkommnisse werfen Fragen auf: Haben Eltern tatsächlich nicht die Möglichkeit, frei zu entscheiden, was sie ihren Kindern zutrauen oder eben nicht zumuten möchten? Haben sie angesichts der aktuellen Gesetzeslage überhaupt noch die Möglichkeit, die Erziehung ihrer Kinder – insbesondere solche grundlegenden Aspekte wie jenen der Sexualerziehung – selbst in die Hand zu nehmen?

Aufklärung muss und soll stattfinden, im Zweifelsfall lieber zu früh, als zu spät. Doch auf welche Art und nach welchen Kriterien soll dies geschehen? Wann soll damit begonnen? Und kann tatsächlich eine Institution welcher Art auch immer den Anspruch erheben, dieser intimen Aufgabe besser nach zu kommen als die eigenen Eltern?

Der Verein Safersurfing hat das Arbeitsheft „Powergirls & Starke Kerle“ erstellt, damit auch der schulische Sexualunterricht kind- und altersgerecht ablaufen kann. Fachliche Grundlagen, Ideen und Inhalte für die Unterrichtsgestaltung sowie praktische Arbeitsblätter machen das Heft aus. Du findest es als kostenloses PDF in unserem Shop, ebenso wie die beiden Aufklärungsbücher „Rakete startklar!“ und „Wir Powergirls“.

Aufmerksam gemacht auf den Vorfall in Vorarlberg hat uns www.sexualerziehung.at.