Eigentlich war ich kein schlechter Mensch. Vieles schien mir zu gelingen. Ich liebte meine Frau, war erfolgreich im Beruf, aktiv in einer Kirche und beliebt bei den Menschen. Doch eines schien ich einfach nicht auf die Reihe zu kriegen: meinen Sexualtrieb. Eines Tages wurde mir unmissverständlich bewusst, dass ich Sklave der Pornos war. Begonnen hatte die Sucht aber schon lange vorher.

Versuchung des Internets

Alles begann so richtig mit dem Internetanschluss. Vermehrt unterlag ich der Versuchung Pornos anzuschauen. Einerseits wollte ich die Pornos nicht, andererseits zog es mich mit unwiderstehlicher Kraft. Mit der Zeit wurden die Seiten extremer und abscheulicher. Meine Gedanken waren verseucht von Perversionen, die ich gesehen hatte. Ich hasste mich dafür und mein Gewissen verdammte mich.

Ich schwor mir jedes Mal wieder, es nie mehr zu tun, es sollte das letzte Mal gewesen sein! Am Sonntag leitete ich den Lobpreis in der Gemeinde. Ich dachte immer wieder, welch ein Heuchler ich doch sei. Ich schämte mich für mein Doppelleben. Am Abend befand ich mich dennoch wieder im Internet auf den Seiten, die ich einen Tag vorher noch verdammt hatte. Es schien irgendwie keine Möglichkeit zu geben diesem Zwang zu widerstehen.

So ähnlich spielte sich mein Leben über mehrere Jahre ab. Ich vermutete schon, dass mit der Heirat mein Problem nicht einfach verschwinden würde, hoffte aber auf eine Kursänderung. Doch neun Monate später kam das definitive Ende meiner Illusion und die Erkenntnis: Ich bin süchtig, ich brauche Hilfe.

Also schrieb ich meiner Frau einen Brief und versprach ihr, dieses Problem mit Hilfe von Seelsorge anzugehen. Von einem Freund hatte ich eine Seelsorge-Adresse, also meldete mich dort an. Große Hoffnung auf Veränderung hatte ich allerdings nicht.

Erste Schritte

Ich traf mich monatlich mit einem Seelsorger und legte Rechenschaft über meine Porno-Enthaltsamkeit ab. Am Anfang hatte ich tatsächlich Erfolg und bemerkte, wie sich meine Gedankenwelt veränderte. Ich stand nicht mehr unter dem Zwang, jedes Mal perverse Gedanken zu haben, wenn sich eine Frau im gleichen Raum befand wie ich.

Doch es gab auch Tage, an denen ich nur eines im Kopf hatte: Pornos anschauen. Ich vermisste den Kick. Mit aller Willenskraft und Gebet stemmte ich mich gegen den inneren Druck, bis dieser nachließ. Ich hatte meinen Computer mit einer Filtersoftware geschützt, so dass ich keine Pornos schauen konnte. Sich gegen die Sucht zu wehren, benötigte aber viel Kraft. Ich war sehr hart zu mir selbst. Ich fühlte mich innerlich leer.

Rückschlag: immer noch Sklave der Pornos

Doch mein Verteidigungsbollwerk fing an zu bröckeln. Zuerst war es nur die Dessous-Werbung in den Modezeitschriften. Dann wurde es immer mehr, bis ich jeden erdenklichen Trick anwandte, um an Pornografie heranzukommen. Die Sucht hatte mich wieder voll im Griff.

Es packte mich absolute Hoffnungslosigkeit und ich schien ein „untherapierbarer“ Fall zu sein. Ich war verzweifelt und wusste nicht mehr, was ich tun sollte. In meiner Verzweiflung schrie ich im Schlafzimmer auf den Knien zu Jesus und bat ihn mich zu befreien. Dann öffnete ich die Bibel und ich las Hesekiel 37,23:

„Und sie sollen sich nicht mehr unrein machen mit ihren Götzen und Gräuelbildern und allen ihren Sünden. Ich will sie retten von allen ihren Abwegen, auf denen sie gesündigt haben, und will sie reinigen, und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein.“

Ich wusste, dass Gott zu mir redete. Ich rief meinen Seelsorger an und er lud mich zum Gottesdienst ein, wo sie für mich beten würden. Mir war alles recht, Hauptsache, ich würde frei werden. Während des Gebets für mich, an jenem Sonntag 10. Juli 2011, spürte ich, dass etwas in mir passierte. Ich fühlte mich leichter.

Veränderung – Freiheit

Meine Angst war nur, dass dies nicht lange anhalten würde. Ich traute mir selbst nicht mehr. Nach drei Wochen wurde mir bewusst, wenn sich mein Inneres nicht verändert, dann werde ich wieder fallen. In meiner Verzweiflung bat ich Gott, dass er mein Herz verändere und ich umkehren könne. Dann erfüllte mich ein Friede und eine Sicherheit, die ich so nicht kannte. Ich wusste: Jetzt beginnt etwas Neues. In diesem Moment hörte ich Gott sagen: Christian, du hast nach Liebe gesucht am falschen Ort – ich bin die Liebe, die du suchst.

Von da an erlebte ich eine nie gekannte Freiheit. Ich erlebte buchstäblich, was Jesus sagte: «Wen der Sohn Gottes freimacht, der ist wirklich frei». Ein ganzes Jahr lang kam ich nicht ein einziges Mal in Versuchung, Pornografie zu konsumieren. Meine Gedanken waren absolut rein.

Echte Liebe

Meine Beziehung zu Gott veränderte sich grundlegend. Ich erlebte eine Zeit, in der ich Gottes unwiderstehliche Liebe zu mir erlebte. Fast jeden Morgen nahm ich mir Zeit, um mit Gott zusammen zu sein. Ich betete ganz einfach: „Vater, hier bin ich, ich gehöre ganz dir“. Dann spürte ich Gottes Nähe und eine überwältigende Liebe übermannte mich. Es ist schwierig dies in Worte zu fassen. Ich weinte vor Freude und ich wusste: Gott liebt mich. Er wollte mich, deshalb bin ich wertvoll.

Ich hatte auch schwierige Momente zu überstehen. Ich musste lernen, wie man als freier Mensch lebt, um nicht wieder in die alten Muster zu fallen. Dies ging leider nicht ganz ohne schmerzhafte Zwischenfälle, aus denen ich lernen musste. Freiheit heißt nicht, dass man mit dem Feuer spielen kann, ohne sich zu verbrennen. Freiheit heißt, dass man sich entscheiden kann, nicht mehr mit dem Feuer zu spielen. Heute bin ich ganz frei von meiner Sucht und konsumiere keine Pornografie mehr.

 

Mehr über Christian und seine Arbeit erfährst du hier.

 

Bildnachweis: © https://www.escape.jetzt/pornografie-schadet/

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