Gaby Guzek, Fachjournalistin und Autorin von „Die Suchtlüge“, spricht über Sexsucht & Pornografieabhängigkeit, darüber wie man sie erkennt und wie der Ausstieg gelingen kann.

Sexsucht benennen & Hilfe annehmen

Wie bei jeder Sucht stehen auch bei der Sexsucht oder Pornografieabhängigkeit am Anfang zwei wichtige Dinge: Sich die eigene Abhängigkeit erst einmal ehrlich eingestehen und in der Folge Hilfe suchen. Und wie bei vielen Süchten sind dies die schwersten Schritte überhaupt. Das Thema Sexsucht betrifft übrigens niemals nur den Einzelnen, sondern treibt Betroffene und Angehörige gleichermaßen in ein Scham-Schneckenhaus, viele fühlen sich so unendlich hilflos.

Selbstest – Bin ich pornoabhängig?

Mit dem sogenannten „Pathos“-Test von Sexsucht-Experten Dr. Patrick Carnes wird beispielsweise versucht, anhand weniger konkreter Fragen zu erörtern, ob bereits eine Pornografieabhängigkeit besteht. Versuche die folgenden sechs Fragen ehrlich für dich selbst zu beantworten:

  • Völlig beherrscht (Preoccupied): Stellen Sie häufiger fest, dass sexuelle Gedanken Sie dominieren?

  • Scham (Ashamed): Verbergen Sie Ihr Sexualverhalten vor anderen?

  • Behandlung (Treatment): Haben Sie schon einmal eine Therapie wegen Ihres Sexualverhaltens gemacht?

  • Andere verletzen (Hurt others): Hat Ihr Sexualverhalten schon einmal jemanden emotional verletzt?

  • Außer Kontrolle (Out of control): Fühlen Sie sich durch Ihr sexuelles Verlangen kontrolliert?

  • Traurig (Sad): Fühlen Sie sich nach dem Sex deprimiert?

Nur eine Antwort mit „Ja“ zu beantworten, deutet schon sehr stark auf ein Abhängigkeit hin. Bei zwei oder mehr ist die Sache ziemlich eindeutig. Wie geht es nun weiter?

Sexsucht – Erste Schritte auf dem Weg zur Heilung

Wie bei jeder anderen Abhängigkeit macht es Sinn, sich an eine Reihe von Schritten zu halten. Einige folgen hier:

  • Hilfe suchen. Alleine geht es nicht. Nach dem ersten Schritt des Sich-selbst-Eingestehens kann nur ein zweiter folgen: Sich zu öffnen und Hilfe anzunehmen. Die Möglichkeiten sind weitreichend, von einem guten Freund über Beratungsangebote bis hin zu Selbsthilfegruppen.

  • Wissen ist Macht. Erfahrungsberichte und Zeugnisse von anderen Betroffenen – egal ob als Podcast, Artikel oder Youtube-Video – können helfen zu erkennen: Ich bin nicht allein und andere haben es vor mir geschafft.

  • Therapien. Therapeuten, die auf das Thema Pornografieabhängigkeit oder Sexsucht spezialisiert sind, können goldwert sein, wenn es darum geht, frei zu werden und nicht in alte Muster zu verfallen. Es gibt zahlreiche Hilfsangebote.

  • Schutz-Software für Smartphone und PC. Smartphone, Laptop & Co. sind immer präsent und können im Falle einer Abhängigkeit wahre Stolpersteine sein. Schutzsoftware auf allen Geräten ist eine Möglichkeit, um hier ein Stück weit besser vorbereitet und abgeschirmt zu sein.

  • Medikamente. In einigen Fällen und nach Absprache mit einem behandelnden Arzt kann auch der Einsatz von Medikamenten sinnvoll sein.

  • Geduld mitbringen. Wie bei jeder anderen Abhängigkeit sind ein langer Atem und Durchhaltevermögen Voraussetzung. Auf jeden Erfolg können Rückschritte folgen, was aber nicht bedeutet, dass die Richtung nicht stimmt. Niemals aufgeben lautet auch hier die Devise!

Safersurfing möchte Menschen, die unter einer Pornografieabhängigkeit leiden, beistehen und Hilfsangebote aufzeigen. Auf unserer Website findest du Links zu Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen sowie einen kostenlosen Onlinekurs.

Bildquelle: ©Nubelson Fernandes/Unsplash

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