WAS SICH IN DER PUBERTÄT VERÄNDERT
Die Schülerin/der Schüler kann:
HORMONPOWER – WAS BEI JUNGEN UND MÄDCHEN IN DER PUBERTÄT GESCHIEHT
Mädchen und Jungen sollen Bescheid wissen, was in der Pubertät in ihrem Körper geschieht. Dazu gehört das Wissen darüber, welche Auswirkungen die Hormone auf ihre Psyche, ihre Emotionen und auf ihre sozialen Beziehungen haben.
Fakten und Zahlen zu den körperlichen Entwicklungen wecken Staunen und Interesse. In geschlechtergetrennten Gruppen lernen die Schülerinnen und Schüler spielerisch die hormonellen und neurologischen Vorgänge ihres Körpers besser verstehen und können so beginnende Veränderungen besser einordnen.
Die sich entwickelnde Fruchtbarkeit soll im vorliegenden Konzept nicht als erstes durch ausgedehnte Informationen zum Thema Verhütung „verhütet“ und mit negativen Vorzeichen belegt, sondern verstanden und als Teil der geschlechtlichen Identität in die Gesamtpersönlichkeit integriert werden.
Wichtig sind außerdem die psychischen Veränderungen, die sich auf die Selbstwahrnehmung und das Geschlechter- und Sozialverhalten erstrecken, z. B. Gefühlsschwankungen:
zwischen Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt sein
zwischen Nächte zum Tag machen und tagelanger Erschöpfung
zwischen Entdecken und Streben nach sexueller Lust und dem Gefühl, von ihr überwältigt zu werden
zwischen dem Ablehnen der Wertevorstellungen der Herkunftsfamilie und der Übernahme von Bildern und Idealen von Werbung, Ideologien und Konsumgesellschaft
zwischen dem Stolz auf die Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers und seiner Vernachlässigung/Bestrafung durch Ess- oder Magersucht
Sexualität, Geschlechtsrollenverhalten und die Entwicklung der eigenen Identität in der Auseinandersetzung mit der sozialen Umwelt soll von den Schülerinnen und Schülern ganzheitlich erfasst und nicht auf einzelne Teilaspekte reduziert werden.
Jugendliche sind auf der Suche nach Authentizität, Echtheit und Belastbarkeit. In diesem Sinn ist die Pubertät auch eine Chance für Erwachsene, festgefügt geglaubte Sicherheiten auf den Prüfstand zu stellen, um zu sehen wie tragfähig sie sind.
Wo Mädchen und Jungen den Sinn dieses Erwachens und Erwachsens verstehen, die in der Pubertät vor sich gehen, können sich Selbstwert und ein gesundes Körperbewusstsein entwickeln. Parallel dazu werden Respekt vor dem (eigenen und fremden) Leben sowie Verantwortungsbewusstsein für einen sorgfältigen Umgang mit Sexualität, den eigenen Gefühlen und dem sozialen Miteinander gefördert.
In dieser Einheit sollte den Jugendlichen ausreichend Gelegenheit zur Diskussion in kleinen Gruppen bzw. in nach Geschlechtern getrennten Gruppen gegeben werden.
SELBSTBEWUSSTSEIN STÄRKEN
Schülerinnen und Schüler, die ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln können, schützen sich nachweislich besser vor Übergriffen als ihre unsicheren Mitschülerinnen und Mitschüler. Das trifft allerdings nur zu, wenn sie auch gelernt haben, dieses Selbstbewusstsein sowohl verbal als auch durch ihre Körpersprache zu vermitteln. Selbstbewusstsein zu fördern und Selbstbehauptung zu trainieren ist deshalb ein zentraler Bestandteil von Einheit 1. Eine besondere Betonung muss dabei auf Resilienz, also die seelische Widerstandsfähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen für die Weiterentwicklung zu nutzen, gelegt werden, denn Selbstbewusstsein lässt sich nur erwerben, wenn aus konkreten Erfahrungen gelernt und die richtigen Schlüsse gezogen werden.
EINE LEBENSAUFGABE ERFÜLLEN
Der Mensch sehnt sich nach Bedeutung, er ist darauf angelegt, Teil eines grösseren Ganzen zu sein und seinen Platz in dieser Welt einzunehmen. Schülerinnen und Schüler dafür zu sensibilisieren, dass sie in ihrer Originalität „gebraucht“ werden, ist elementar. Das Bewusstsein, einen nicht austauschbaren Platz in dieser Welt einzunehmen und eine ganz persönliche „Lebensaufgabe“ zu erfüllen, ist zutiefst identitätsstiftend und fließt deshalb in die Arbeitsblätter ein. Dabei wird selbstverständlich darauf geachtet, dass die Fragen und Anregungen altersgemäß sind, denn viele 10- bis 13-Jährige sind noch ausgesprochen kindlich in ihrer Weltwahrnehmung und können nur schrittweise an Konzepte herangeführt werden, die den eigenen Erfahrungshorizont überschreiten.
GANZHEITLICHKEIT
Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, dass Körper, Gefühle und Denken eine Einheit bilden, schafft die Basis für ein integriertes Verständnis von Geschlechtlichkeit und Sexualität. Nur wo Sexualität gelingend in die Gesamtpersönlichkeit des Menschen eingebettet ist, kann sie langfristig als beglückend und beziehungsfördernd erlebt werden. Wie der renommierte Paartherapeut Ulrich Clement betont: „Sex, der nur Spaß ist, bleibt flach“. Es ist deshalb wichtig, eine Verbindung herzustellen zwischen den körperlichen, seelischen und geistigen Aspekten von Männlichkeit, Weiblichkeit und Sexualität, damit sie für die Kinder konkret verstehbar sind.
IDEEN FÜR DIE UNTERRICHTSGESTALTUNG
Teilweise geschlechtergetrennte Einheiten
Primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale
ARBEITSBLATT E 3-1 besprechen und ausfüllen
Sekundäre Geschlechtsmerkmale
ARBEITSBLATT E 3-2 besprechen und ausfüllen
Staun-Übung
Wissenswertes zum Thema Fruchtbarkeit:
Die Lehrperson druckt die verschiedenen Fragen ARBEITSBLATT E 3-3 auf je einem A4-Blatt aus und legt sie aus (oder sie gestaltet mit den Fragen ein riesiges Bodenbild). Auf einen Tisch stellt sie Behälter mit Gegenständen, die Größe oder Zahlen der Lösungen veranschaulichen. Die Idee hinter dieser Übung ist es, als Erstes durch die genannten Zahlen und Illustrations-Gegenstände Neugier auf die Thematik Fruchtbarkeit zu wecken.
Beispielsweise:
– Behälter mit einem Blatt Tonkarton und einem Stecknadelkissen (Einstich = Größe weibl. Eizelle)
– Großer Behälter mit Murmeln und Zahl 300.000 – 400.000 (angelegte Eizellen)
– Bild von Massenproduktion, dazu die Zahl 30.000.000 – 100.000.000 (Spermien pro Tag)
– Badethermometer mit Zahl 34 (Hodentemperatur)
– „Endlos“ langer Faden (für die Länge der Samenstränge)
– Die Schülerinnen und Schüler ordnen die Antwort-Behälter der jeweiligen Frage zu.
– Die Schülerinnen und Schüler ordnen anschließend auf ihrem ARBEITSBLATT E 3-3 dem Lückentext die richtigen Zahlen zu.
Geschlechtergetrennter Unterricht:
Ergänzende Information E 3-4
Was verändert sich in der Pubertät?