Immer häufiger kommen Tablets in Schulklassen zum Einsatz, auch in der Volksschule. Das Motto scheint zu lauten: „Digitalisierung first“. Psychologin Tabea Freitag warnt davor, den Unterricht ohne ausreichende Schutzkonzepte immer früher zu digitalisieren.

Erstkontakt immer früher und zumeist ungewollt

Tablets werden an Schulen immer häufiger eingesetzt – teilweise ohne Filterschutz vor pornografischen und gewalttätigen Inhalten. Die Psychologin Tabea Freitag, Expertin der return Fachstelle Mediensucht, ist unter anderem auf die Therapie von Mediensucht, Cybersex- und Pornografiesucht spezialisiert.

„Die Priorisierung in der Politik lautet leider immer noch ‚Digitalisierung first – Schutz last‘. Schulen und Eltern machen sich oft nicht klar, dass sie mit internetfähigen Geräten den Kindern den Zugang zu diesen Inhalten ermöglichen.“ (Tabea Freitag)

Den Kindern könne kein Vorwurf gemacht werden, wenn sie sich die – zumeist unfreiwillig entdeckten – pornografischen Bilder oder Filme anschauten, betonte die Diplom-Psychologin.

„Das ist eine Mischung aus Faszination, Ekel, Angst und Erregung für sie. Durch den starken Adrenalinkick prägen sich diese Bilder besonders stark ein und verlangen nach Wiederholung.“ (Tabea Freitag)

Digitalisierung first? Die Folgen sind weitreichend

Die Folgen des frühzeitigen Pornokonsums zeigen sich bei Buben und Mädchen gleichermaßen.

„Das mündet dann beispielsweise darin, dass viele Jungen Mädchen sexualisiert als Objekt wahrnehmen. In Klassenchats oder auch vis-à-vis in der Klasse kommt es beispielsweise zu extrem grenzüberschreitenden Botschaften über Brustgrößen, Schambehaarung oder Anal-Praktiken. Es fallen Hemmschwellen, wo es eigentlich Schamgrenzen gibt.“ (Tabea Freitag)

Auch bei Mädchen zeige der Pornokonsum Effekte. Etwa, indem sie ihren eigenen Körper mit dem der Darstellerinnen in den Filmen verglichen und den Drang verspürten, einem „Porno-Ideal“ entsprechen zu müssen. Im Jugendalter und als junge Erwachsene erlebten die Mädchen teils extremen Erwartungsdruck.

„Da kommt es dann immer wieder dazu, dass eigene Grenzen überschritten werden, aus Sorge den Partner zu verlieren.“ (Tabea Freitag)

Aus zahlreichen Studien geht hervor, dass über die Hälfte der 11- bis 13-Jährigen – egal ob Mädchen oder Buben – bereits mit Pornografie in Kontakt kamen. Gleichzeitig gingen jedoch rund 75 Prozent der Eltern davon aus, ihre Kinder hätten solche Inhalte noch nie gesehen.

„Eltern sagen dann oft, sie vertrauen ihren Kindern, dass sie so etwas nicht tun. Doch das hat mit Vertrauen nichts zu tun. Kinder können dem Sog nichts entgegensetzen und sind dafür nicht verantwortlich zu machen.“ (Tabea Freitag)

Safersurfing teilt die Meinung von Tabea Freitag. Schutzkonzepte und geeignete Filter sind unumgänglich, gleichzeitig müssen sich Eltern ihrer Verantwortung als erste Ansprechpartner bewusst sein und mit ihren Kindern im Gespräch bleiben. Inhalte und Risiken dürfen und sollen jederzeit offen angesprochen werden. Mehr zum Thema Kinder- und Jugendschutz im Internet findest du auf unserer Website.

 

Bildquelle: ©Foto von stem.T4L auf Unsplash

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