{"id":24120,"date":"2023-03-30T09:25:20","date_gmt":"2023-03-30T07:25:20","guid":{"rendered":"https:\/\/www.safersurfing.org\/?p=24120"},"modified":"2023-03-30T09:34:33","modified_gmt":"2023-03-30T07:34:33","slug":"pornografie-prostitution-menschenhandel-die-verkaufte-sexualitaet","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.safersurfing.org\/pornografie-prostitution-menschenhandel-die-verkaufte-sexualitaet\/","title":{"rendered":"Pornografie, Prostitution, Menschenhandel – Die verkaufte Sexualit\u00e4t"},"content":{"rendered":"
Michael Cech, Chefredakteur von YOU!Magazin<\/a> und liebesfragen.online<\/a> spricht mit Jedida Bredl (lightup<\/a>) \u00fcber Pornografie, Prostitution und Menschenhandel. Alle drei haben eines gemeinsam: Das gro\u00dfe Geld f\u00fcr die verkaufte Sexualit\u00e4t.<\/p>\n Michi:<\/b>\u00a0Du gehst mit eurer Organisation in Schulen und ihr wollt auf das Thema Menschenhandel aufmerksam machen. Es ist echt \u00fcberraschend, dass Menschenhandel heute noch so ein Problem ist. Bei diesem Begriff denken wir vielleicht eher an historische Filme \u00fcber Sklaven und so. Aber heute?<\/p>\n Jedida: <\/b>Wei\u00dft du, dass es heute mehr Menschenhandel gibt als zu Zeiten, wo die Sklaverei noch nicht abgeschafft war? Ein gro\u00dfes Thema hier ist die Prostitution. Hilfsorganisationen in \u00d6sterreich geben an, dass das nur ungef\u00e4hr 10 Prozent \u201efreiwillig\u201c machen. Wobei man da auch hinterfragen muss, was freiwillig hier hei\u00dft. Und 15 Prozent sind wirklich Opfer von Menschenhandel. Der gro\u00dfe Rest ist ein Graubereich. Es ist auch vielsagend, dass 95 Prozent der registrierten Prostituierten in \u00d6sterreich aus dem Ausland sind.<\/p>\n<\/blockquote>\n Michi:\u00a0<\/b>Du hast mir gesagt, dass vor allem auch Pornografie ein riesiges Thema ist. Das wird aktuell in unserer Gesellschaft eigentlich auch gar nicht negativ gesehen. Wir h\u00e4ngt das mit Menschenhandel zusammen? Wie soll man sich das vorstellen?<\/p>\n Jedida: <\/b>Das hat viel mit der Nachfrage zu tun, die riesig ist. Pornos sind heute per Mausklick \u00fcber das Internet verf\u00fcgbar.<\/p>\n<\/blockquote>\n Michi:<\/b>\u00a0Ich habe geh\u00f6rt, dass z.B. der Umsatz von Pornografie in Deutschland h\u00f6her ist als f\u00fcr alle Kinofilme zusammen. Warum ist die Nachfrage so gro\u00df, ohne dass es beworben wird? Wenn man sich denkt, wie viel Geld in Marketing von Kinofilmen sonst flie\u00dft.<\/p>\n Jedida: <\/b>Ja, das glaube ich sofort. Aber niemand denkt daran, dass das alles nicht nur witzig und \u201esexy\u201c ist. Es gab bereits viele F\u00e4lle, wo aufgedeckt wurde, dass Darstellerinnen Opfer von Menschenhandel waren. Oder dass Personen entf\u00fchrt wurden und dann in einem Pornofilm aufgetaucht sind. Wir wissen nicht, wie es am Set zugeht oder wie die Beteiligten in der Pornografie gelandet sind. War das wirklich freiwillig? Das Problem ist, dass der K\u00f6rper nicht mehr dir selber geh\u00f6rt, sondern wie eine Ware betrachtet und gehandelt wird.<\/p>\n<\/blockquote>\n Michi:<\/b>\u00a0Ich m\u00f6chte mal ganz grunds\u00e4tzlich eine Frage stellen. Warum ist das eigentlich so etwas Dramatisches, wenn ich mich dazu hergebe, einen Sexfilm zu drehen? Ist das nicht vergleichbar wie bei jedem anderen Film? Warum sollte man seine Geschlechtsteile nicht filmen d\u00fcrfen, aber jeden anderen K\u00f6rperteil schon?<\/p>\n Jedida: <\/b>Ich glaube, es gibt da zwei Dimensionen. Zum einen ist da etwas nicht in Ordnung f\u00fcr die Darsteller selber. Es gibt viele Studien, die sagen, dass der Gro\u00dfteil der Pornofilme Gewalt enthalten. Sowohl verbale als auch physische. Auch h\u00f6rt man von Pornodarstellerinnen sehr oft, dass \u00fcber die Grenzen gegangen wird. Heutige Pornofilme sind ja kein Bl\u00fcmchen-Sex, sondern es kommt wirklich zur Zerst\u00f6rung des K\u00f6rpers. Dazu kommt der Medikamenten- und Drogenmissbrauch, den es an den Sets gibt. Auch dazu gibt es Studien. Die zweite Dimension betrifft aber auch denjenigen, der Pornos konsumiert. Es wird eine Scheinwelt pr\u00e4sentiert, die ein komplett falsches K\u00f6rper- und Rollenbild zeigt.<\/p>\n<\/blockquote>\n Michi:<\/b>\u00a0Es ist schon interessant. Sexualit\u00e4t ist normalerweise etwas, wozu man sich einen total gesch\u00fctzten Rahmen vorstellt, mit einem Partner, dem man sich versprochen hat. Weil das diesen Schutzrahmen braucht. Und hier wird das f\u00fcr Millionen Augen gemacht, die man gar nicht kennt. Das macht doch etwas mit einem.<\/p>\n Jedida: <\/b>Das stimmt. Man verkauft eigentlich seine Privatsph\u00e4re und seine Sexualit\u00e4t. Das Material, das von dir gefilmt wird, ist dann auch ewig im Internet gespeichert. Du kommst dann ein Leben lang nicht mehr raus, auch wenn du aus der Pornografie aussteigst. Wie du sagst, Sexualit\u00e4t hat sehr viel mit Intimit\u00e4t zu tun. Das hei\u00dft auch mit unserer Seele. Man kann K\u00f6rper und Seele ja nicht einfach trennen.<\/p>\n<\/blockquote>\n Michi:<\/b>\u00a0Denken wir an eine Vergewaltigung. Hier wird das vielleicht sehr deutlich, was das f\u00fcr seelische Folgen hat, wenn Sex nicht mit Liebe zusammenh\u00e4ngt.<\/p>\n Jedida: <\/b>Man bekommt ein total falsches Bild von Sexualit\u00e4t. Porno ist nicht gleich Sex. Das hat einfach nichts mit der Realit\u00e4t zu tun. Nichts mit wahrer Sexualit\u00e4t. Es wird ein falsches K\u00f6rperbild vermittelt, was sehr sch\u00e4dlich ist f\u00fcr das eigene Selbstbild. Zudem wird Pornografie grunds\u00e4tzlich allein konsumiert. D.h. Sex hat nichts mehr mit einer zweiten Person zu tun, es kommt zu einer Vereinsamung.<\/p>\n<\/blockquote>\n Michi:<\/b>\u00a0Ab wann kommen Jugendliche im Schnitt mit Pornografie in Kontakt?<\/p>\n Jedida: <\/b>Die gr\u00f6\u00dfte Studie dazu spricht von elfeinhalb Jahren. Es ist nur ein Klick. Oder ein Freund zeigt dir irgendetwas am Smartphone.<\/p>\n<\/blockquote>\n Michi:<\/b>\u00a0Wie reagieren die Sch\u00fcler, wenn ihr mit ihnen dar\u00fcber ins Gespr\u00e4ch kommt? Merkst du, dass das viele schon betrifft?<\/p>\n Jedida: <\/b>Manchmal h\u00f6ren wir echt Dinge, die total schockierend sind. Ein junges M\u00e4dchen, sie war so 12, hat mich gefragt, ob es ok ist, wenn ihr Freund sie beim Sex w\u00fcrgt. Das h\u00e4tte er so in einem Porno gesehen und schien ihm zu gefallen. Sie konnte das \u00fcberhaupt nicht einordnen. So ist bei ihr von Anfang an Sexualit\u00e4t mit Gewalt verbunden.<\/p>\n<\/blockquote>\n Michi:<\/b>\u00a0Das ist arg. Ist es heute nicht mehr so, dass Sex etwas mit Liebe zu tun hat? Ist das deiner Meinung nach schon etwas f\u00fcr Au\u00dferirdische? Wenn du sagst, dass Sex etwas mit Gewalt zu tun hat, dann ist das schon extrem weit weg.<\/p>\n Jedida: <\/b>Ich bef\u00fcrchte leider schon. Und es wird noch schwieriger f\u00fcr die Kinder, die jetzt in dieser Generation aufwachsen. Das hat sich voll schnell ge\u00e4ndert. Sicher war das Internet hier ein gro\u00dfer Faktor. Ich glaub nicht, dass man Sex gar nicht mehr mit Liebe verbindet, aber ich glaub schon, dass wir heute mit einem sehr viel k\u00e4lteren und auch gewaltvolleren Blick auf Sexualit\u00e4t aufwachsen. Weil unsere Gesellschaft heute so pornografiesiert ist.<\/p>\n<\/blockquote>\n Michi:<\/b>\u00a0Und es betrifft prozentm\u00e4\u00dfig sehr, sehr viele.<\/p>\n Jedida: <\/b>Ja. Darum m\u00fcssen wir mehr \u00fcber Pornografie sprechen. Wir m\u00fcssen beginnen, das zu hinterfragen und wieder den Blick zu sch\u00e4rfen, was Sexualit\u00e4t eigentlich ist.<\/p>\n<\/blockquote>\n Michi:\u00a0<\/b>Dass, wie du gesagt hast, Sex keine Ware ist. Vielleicht auch, dass wir uns damit besch\u00e4ftigen, was das Eigentliche und Sch\u00f6ne an der Sexualit\u00e4t ist. Sicher, gerade als Jugendlicher gibt es eine gro\u00dfe Neugier, was Sex betrifft. Ist es \u00fcberhaupt denkbar, dieser Neugierde nicht nachzugeben? Dass ich f\u00fcr mich sage: Ich m\u00f6chte das anders leben. Wo beginnt da die Entscheidung? Was w\u00fcrdest du sagen, wie man sein Herz sch\u00fctzen kann?<\/p>\n Jedida: <\/b>Ich glaube, es ist wirklich ein Kampf. Und eine sehr bewusste Entscheidung. Will ich Pornografie konsumieren oder will ich es nicht? Dazu braucht es Fakten. Und auch das Bewusstsein, wer diese Menschen sind, die in einem Porno zu sehen sind. In den meisten F\u00e4llen sind sie nicht freiwillig hier, bzw. hat jeder Darsteller oder Darstellerin eine Geschichte.<\/p>\n<\/blockquote>\n Michi:<\/b>\u00a0Deine Schlussfolgerung w\u00e4re also, dass man sich Wissen aneignet, und dann, dass man die Entscheidung trifft: Wie m\u00f6chte ich leben?<\/p>\n Jedida: <\/b>Ja, es ist hart. Aber es braucht echt diese bewusste Entscheidung. Es hei\u00dft auch, aufzustehen und Nein zu sagen. Zu sagen, hey, eigentlich ist es nicht cool, dass du ein Sexvideo in der Klasse herumschickst. Oder, hey, das will ich nicht sehen, warum zeigst du mir das? Das ist nicht easy-going. Das braucht Mut. Wenn wir aber die Argumente kennen und wissen, warum wir daf\u00fcr einstehen, macht es das viel einfacher. Wer will etwas dagegen sagen, wenn man sagt: Ich will mir das jetzt nicht anschauen. Das ist f\u00fcr mich Gewalt und nicht die Sexualit\u00e4t, die ich leben will?<\/p>\n<\/blockquote>\n<\/div><\/div><\/div><\/div><\/div> Safersurfing<\/a> hat es sich zum Ziel gesetzt, den Kinder- und Jugendschutz im Internet<\/a> voran zu bringen sowie Menschen zu helfen, die unter einer Pornografieabh\u00e4ngigkeit<\/a> leiden. Sowohl lightup<\/a> als auch das YOU!Magazin<\/a> leisten in diesen und \u00e4hnlichen Bereichen wichtige Arbeit. Schau vorbei!<\/p>\n<\/div>Im Interview – Verkaufte Sexualit\u00e4t & Nein sagen lernen<\/h2>\n
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