Im Juni 2018 hat die WHO (World Health Organization) eine neue Version des ICD-11 Katalogs für Krankheiten veröffentlicht. In dieser Neuauflage wird zwanghaftes Sexualverhalten offiziell als psychische Störung anerkannt. Sie wird als ein anhaltendes Muster beschrieben, bei dem starke und immer wiederkehrende sexuelle Impulse nicht kontrolliert werden können. Dies kann beinhalten, dass das zwanghafte Sexualverhalten zum Lebensmittelpunkt der Person wird. Andere Lebensbereiche z.B. Familie oder Beruf können darüber in Mitleidenschaft geraten.
„Es gibt eine Reihe an Menschen, deren Sexualverhalten außer Kontrolle geraten ist und die darunter leiden“, so WHO Experte Geoffrey Reed gegenüber der AFP.
Zwanghaftes Sexualverhalten bald auch als Sucht?
Ob die „compulsive sexual behaviour disorder“ auch als eine Sucht klassifiziert werden kann, wird wissenschaftlich noch diskutiert. In der Neuauflage des ICD-11 wird sie vorerst in den Bereich der Impulskontrollstörungen eingeordnet. Bisher reiche der aktuelle Forschungsstand noch nicht aus, um von einer Sucht zu sprechen, so Reed. Er schließt dabei jedoch nicht aus, dass sich dies zukünftig noch ändern wird:
„Vielleicht sagen wir eines Tages, ja, es ist eine Sucht, aber an diesem Punkt stehen wir noch nicht.“
Keine Rechtfertigung für sexuellen Missbrauch
Im Hinblick auf die aktuelle #MeToo Debatte betont der WHO Experte, dass die Anerkennung von zwanghaftem Sexualverhalten als psychische Störung keine Rechtfertigung für sexuellen Missbrauch bedeutet. Ein Alkoholiker könne Alkohol am Steuer schließlich auch nicht mit seiner Krankheit rechtfertigen, so Reed. Hier komme das Element der Entscheidung hinzu. Gleiches gelte auch für zwanghaftes Sexualverhalten und sexuellen Missbrauch.
Safersurfing begrüßt die Aufnahme von zwanghaftem Sexualverhalten in den ICD-11. Immer wieder treten Menschen mit uns in Kontakt, die Hilfe suchen. Sie erleben genau das, was die Definition dieser psychischen Störung besagt. Sie haben ihren Pornografiekonsum nicht mehr unter Kontrolle. Nicht selten wirkt sich dies zusätzlich negativ auf andere Lebensbereiche aus. Deshalb bieten wir diesen Menschen unsere Hilfe an z.B. im Rahmen eines kostenlosen Online-Kurses.
Bildquelle: © Nathan Dumlao/Unsplash
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